Im Gespräch: Denkmalschutz - Visionen für die Zukunft

Umwelt und Infrastruktur
Dienstag,
12
.3.
2013
 
Wien
Vereinigung Sozialdemokratischer Juristinnen und Juristen
Verband sozialdemokratischer IngenieurInnen Wiens

Mit dem Titel „Im Gespräch: Denkmalschutz - Visionen für die Zukunft“ fand am 12. März 2013 im BSA-Generalsekretariat ein von den Sozialdemokratischen IngenieurInnen (VSI)  und den Sozialdemokratischen JuristInnen im BSA organisierter, sehr gut besuchter  Informations- und Diskussionsabend  zu den Fragen des Schutzes unseres kulturellen Erbes in zeitgemäßer wie zukunftsfähiger Form statt. Die Herausforderungen an einen „zukunftsfähigen Denkmalschutz“  - wie dies auch in den Beiträgen sowie in der Diskussion zu dem Thema sehr deutlich zum Ausdruck kam  -  reichen von umsetzbaren Standards und deren Durchsetzung durch die Unterschutzstellung von historischen Objekten, der Stärkung des Bewusstseins für das kulturelle Erbe ebenso wie der Ermöglichung von wirtschaftlichen Voraussetzungen zur Erhaltung von Denkmalen, bis schließlich zu neuen rechtlichen Rahmenbedingungen durch die mit Anfang 2014 in Kraft tretende neue Verwaltungsgerichtsbarkeit in Österreich.

Von der Leiterin der zuständigen Abteilung „Denkmalschutz“ im Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, Ministerialrätin Dr. Elsa Brunner, wurden einerseits die Rahmenbedingungen für den materiellen Denkmalschutz als auch für die künftigen Verfahren dargestellt. Zu letzteren wurde insbesondere darauf hingewiesen, dass ab 2014 für Berufungen gegen Bescheide des Bundesdenkmalamtes als Behörde erster Instanz nicht mehr das Bundesministerium, sondern der neue Bundesverwaltungsgerichtshof zuständig sein wird.

Hofrat Dr. Friedrich Dahm, Landeskonservator für Wien im Bundesdenkmalamt, wies darauf hin, was die wichtigsten Aufgaben des Denkmalschutzes seinen: „Forschen“, im Sinne von Erkennen der kulturellen Bedeutung eines Objektes; „Pflegen“, im Sinne der Erhaltung eines Objektes; aber auch zeitgemäße bzw. zukunftssichere „Nutzung“ eines Objektes, denn nur dadurch könne es in Wahrheit „lebendig“ erhalten werden, wobei mit  einer solcher Nutzung schließlich auch ein wirtschaftliches und/oder ideelles „Profitieren“ verbunden sein müsse. Und über allem gelte es auch die Bedeutung des Denkmalschutzes individuell wie in der öffentlichen Ansehung zu „Vermitteln“.

Dipl.Ing.  Heinz Gschnitzer, Leiter des Geschäftsbereiches Planung, Neu- und Ausbau der ÖBB-Infrastruktur AG, also einer, der  für das Funktionieren von historischer Bausubstanz samt technischen Anforderungen verantwortlich und der mit dem Denkmalschutz in der  Praxis konfrontiert ist, konnte auf gelungene Beispiele der Verbindung von Denkmalschutz und moderner technischer Erneuerung samt zukunftsfähiger Nutzung hinweisen: So etwa die vielfach erneuerten Bahnhöfe der ÖBB, wie  in Wien der Westbahnhof, sowie die Hauptbahnhöfe in Salzburg, Innsbruck, Linz oder St. Pölten.

Univ.Prof. DI Dr. Manfred Wehdorn, Architekt, Städteplaner und Denkmalpfleger mit internationaler Reputation, verwies auf die notwendige „gemischte Nutzung“ eines Denkmals, um dadurch „Vergangenheit und Leben, damit Zukunft“ sicherzustellen. „Ein Denkmal ohne Nutzung ist dem Untergang geweiht“, lautete eine seiner zentralen, den Kern der für die Erhaltungsfähigkeit von Denkmälern treffenden Aussagen, die sich allesamt aus seiner jahrzehntelangen Tätigkeit als Architekt und Planer von zahlreichen unter Denkmalschutz stehenden Objekten speisten.

Eine engagierte Diskussion, die sich an die Darlegungen der „hochkarätigen Referenten“ anschloss,  ließ vielfach „Visionen“ für den Denkmalschutz entstehen, die auch zugleich als „Anregungen“, die für alle mit dem Denkmalschutz befassten, wie zuständige BehördenvertreterInnen, DenkmalschützerInnen, ArchitektInnen und BauherrInnen sowie „StakeholderInnen“ des Denkmalschutzes, aber nicht zuletzt auch für „die Politik“ im Sinne einer Weiterentwicklung eines zukunftsfähigen Denkmalschutzes Bedeutung erlangen sollten. Übereinstimmend war es ein außerordentlich interessanter und anregender Abend, nicht nur für TechnikerInnen und JuristInnen - was insbesondere auch die informellen Gespräche im Anschluss zeigten.

Text: SC Dr. Wolf Frühauf

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